„Menschen, die 45 Beitragsjahre haben – einschließlich Zeiten der Arbeitslosigkeit“ sollen, wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, laut Sigmar Gabriel eine abschlagsfreie Rente auch mit 63 Jahren erhalten. Der SPD-Chef ist sich auch ganz sicher, dass eine Finanzierung dieses Vorhabens aus den Beiträgen machbar sei. Steuererhöhungen brauche man hierfür nicht. Eine Ausnahme soll es jedoch geben, die Beamten: Wenn es nach dem Vizekanzler und Wirtschaftsminister geht, dann soll diese Berufsgruppe erst in den Ruhestand gehen, wenn sie 45 Dienstjahre hinter sich gebracht hat. Klaus Dauserstädt, der Vorsitzende des Bemtenbundes, hatte gefordert, dass die Beamten wie andere Berufsgruppen gleich behandelt werden sollen. Hier kontert Gabriel jedoch, dass „Beamtinnen und Beamte ein völlig anderes System der Altersversorgung hätten. Wenn der Beamtenbund das ernst meine, müsse man über ganz andere Fragen der Angleichung reden“. Welche das sind, ließ Sigmar Gabriel jedoch offen.

Wenn die Aussage Sigmar Gabriels stimmt, dass eine abschlagsfreie Rente für 63 Jährige mit 45 Beitragsjahren möglich sei, ohne dies aus Steuern zu finanzieren, so gibt es dafür nur zwei Gründe. Entweder erfüllen nur ganz wenige Menschen diese Bedingung, oder die Rentenkasse hat seit Jahren massive Überschüsse erwirtschaftet. Ein weiterer Grund unterstellt Gabriel hier unbewusst nicht die Wahrheit zu sagen: Der Wahlkampf ist vorbei und die Bevölkerung der Bundesrepublik hat meines Erachtens nach verdient die Wahrheit über die Renten zu hören. Wie sollen die Renten in 30 Jahren finanziert werden? Gabriel ist dann 84 Jahre alt. Er wird dann vermutlich nicht die Steuern für die anderen Rentner aufbringen müssen. Die Rentner werden dann, wenn das Rentenalter nicht massiv angehoben wird, die Mehrheit stellen. Es würde also Nahe liegen, eine Rücklage für künftige Zeiten zu bilden. Hier gibt es nur zwei Probleme: erstens hätte man damit schon viel eher anfangen müssen und zweitens ist die Geldentwertung im Durchschnitt viel zu hoch. Unser Geld verliert Jahr für Jahr an Kaufkraft. Somit ist das Geld was heute in ein Rücklagesystem eingezahlt wird in 30 Jahren vermutlich nicht einmal mehr halb so viel Wert, wie heute.

Die jetzige Regierung hat in erster Linie nicht die Aufgabe das Rentenproblem zu lösen, denn damit hätten die früheren Regierungen beginnen müssen. In erster Linie muss die jetzige Regierung der Bevölkerung erklären, wie Ernst die Lage ist. Eine Lösung sollte es nicht sein ein weiteres Versicherungsprodukt à la Riester auf den Markt zu schmeißen. Wenn der Staat die Grundversorgung künftig nicht mehr leisten können sollte, so wäre es nur fair, das Rentensystem entsprechend anzupassen und der jungen Generation die Chance zu geben privat vorzusorgen.