Kommentar von Tobias Weber
Die aktuelle Diskussion der Rente mit 67 wird in der Bevölkerung mittlerweile kaum noch beachtet. Das Thema ist durch Politiker und Medien totgequatscht, dennoch brandaktuell und für fast jeden Bundesbürger brandaktuell. Vielleicht sollten auch Sie sich Gedanken machen, welche Auswirkungen die Rente mit 67 für Sie haben könnte.

Die Rente mit 67 wirkt sich nicht nur auf das Renteneintrittsalter aus. Wenn beispielsweise Ihr Ehepartner verstirbt und Sie Anspruch auf die große Witwenrente haben, wird die Altersgrenze nach hinten verschoben. Stufenweise steigt das Alter von 45 auf 47 Jahre. Ausschlaggebend ist das  Todesjahr des Versicherten beginnend für Todesfälle ab dem 1. Januar 2012. Die Anhebung wirkt sich nur aus, wenn man kein Kind erzieht und nicht erwerbsgemindert ist. Im Klartext heißt das, dass wenn der Partner ab 2012  stirbt, gibt es ab 45 keine große Witwenrente mehr, sondern nur noch die kleine.

Todesjahr des

Versicherten

Anhebung um …

Monate

auf das Alter

Jahr

auf das Alter

Monat

2012 1 45 1
2013 2 45 2
2014 3 45 3
2015 4 45 4
2016 5 45 5
2017 6 45 6
2018 7 45 7
2019 8 45 8
2020 9 45 9
2021 10 45 10
2022 11 45 11
2023 12 46 0
2024 14 46 2
2025 14 46 4
2026 18 46 6
2027 20 46 8
2028 22 46 10
ab 2029 24 47 0

Die Altersgrenzen für eine abschlagsfreie Rente wegen Erwerbsminderung oder eine Erziehungsrente werden ebenfalls um zwei Jahre angehoben.

Die Diskussion über das Renteneintrittsalter suggerriert beim Bürger: „Na, dann muss ich halt zwei Jahre länger arbeiten, oder mit mehr Abschlägen leben“ Eigentlich ist die Rente mit 67 ab nichts andere als eine Veränderung der Leistungen der Rentenversicherung und eine darin versteckte Kürzung.

Eine Versicherungsgesellschaft in der freien Wirtschaft kann nicht einfach bei allen bestehenden Lebensversicherungsverträgen, bei denen die Auszahlung auf das 65. Lebensjahr datiert ist um zwei Jahre nach hinten verschieben. Sollte der Versicherte entscheiden, dass er wie ursprünglich vereinbart die Leistung schon mit 65 erhält, so bekommt er pro Jahr 3,6 Prozent weniger. Hier würde bei einer Klage jedes Gericht der Versicherungsgesellschaft einen Strich durch die Rechnung machen.

Die Politik hat aber genau das im Jahr 2005 entschieden und für rechtmäßig erklärt. Die bisher versprochene Leistung gibt es einfach zwei Jahre später, oder es gibt Abschläge. Millionen von Menschen sind betroffen, bei denen vereinfacht gesagt, die Rentenversicherungspolicen angepasst wurden. Es wurde nicht eine Kleinigkeit in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert – es wurde das Renteneintrittsalter verändert.  Die Bürger haben im Vertrauen auf eine Staatliche Rente ihre private Altersvorsorge auf die errechnete Rentenlücke abgestimmt. Die Sparquote wurde dementsprechend angepasst. Wer weiterhin mit . Geht man nämlich weiterhin mit 65 in Rente geht, der muss mit Abzügen in Höhe von 7,2 Prozent leben – und das sogar bis zum Tod garantiert.

Die Diskussion, dass die Wirtschaft die Arbeitnehmer in Zukunft benötigt mag richtig sein. Aber was hat dies mit der Rente mit 67 zu tun? Jedem Arbeitnehmer ist es heute auch schon möglich länger zu arbeiten. Es gibt kein Arbeitsverbot, dass dem Rentner untersagt sich zur Rente etwas hinzuzuverdienen. Wenn die Wirtschaft in 20 oder 30 Jahren auf ältere Arbeitskräfte angewiesen sein sollte, dann können die Unternehmen die benötigten Arbeitnehmer am Rentner- und Pensionärsmarkt einkaufen. So funktioniert Marktwirtschaft. Wenn der Faktor Arbeit knapp ist, dann muss dieser teuer eingekauft werden. Durch die Einführung der Rente mit 67 stünden die Arbeitnehmer aber zwei Jahre länger im Dienste der Wirtschaft – zu „normalen“ Konditionen. Die Einnahmen in der Rentenkasse steigen und die Problematik, dass mehr Rentner von immer weniger sozialversicherungspflichtigen Plätzen getragen werden müssen, verschiebt sich um ein paar Jahre nach hinten.

Ist es die Aufgabe der Politik Arbeitskräfte der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen? In gewissem Maße ja, aber ist es dann nicht auch Aufagbe der Politik für die Arbeitskräfte etwas auszuhandeln? Bisher ist es ein einseitiges Geschäft, bei dem die Seite der Arbeitnehmerseite klar benachteiligt wird.

Ich erwarte von unseren Politikern, dass diese nicht einseitig verhandeln. Ich erwarte, dass wenn ich länger arbeiten soll, meine Lebenszeit dem Staat zur Verfügung stelle, ich davon auch profitiere. Die Staatliche Rente, die mir als Mitt-Dreißiger in 35 bis 40 Jahren zur Verfügung gestellt wird, wird so minimal sein, dass ich meinen Lebensstandard nicht halten kann. Vielleicht wird es sogar zu knapp sein, um davon zu leben. Die junge Bevölkerung wird mehrfach belastet. Wir müssen privat für unsere Altersvorsorge aufkommen, da die staatlichen Systeme versagen werden. Dieses Geld fehlt dann in den jüngeren Jahren um sich ein Leben aufzubauen. Hinzu kommt, dass wir länger arbeiten müssen – nicht weil wir gebraucht werden, sondern weil das System Rente noch schneller zusammenbricht. Der sogenannte Generationenvertrag, den keiner je gesehen oder unterschrieben hat ist keine faire und schöne Aussicht, oder?

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